Zu Hause geboren – Die unglaublichen Erlebnisse der Hebamme Margarete

Autorin: Judith Leopold

Erscheinungstermin: April 2018
Umfang: 168 Seiten
Format: 15,5 x 22 cm

zahlreiche stimmungsvolle Kapitelfotos zum Thema „Hausgeburt“ und Wien

Ausstattung: Paperback
ISBN: 978-3-903085-93-0

 

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ISBN eBook: 978-3-903085-94-7

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Setzen die Wehen ein, heißt es für die werdende Mama meist: „Nächster Stopp, Krankenhaus!“ Dort kommen heutzutage schließlich fast alle Kinder auf die Welt. Manchmal wird jedoch, wie in guter alter Zeit, die Hebamme gerufen: für eine Geburt zu Hause. Welche lustigen, schönen, unglaublichen, bittersüßen und immer berührenden Geschichten eine Hausgeburtshebamme erlebt, erzählt das vorliegende Buch. Hier plaudert Margarete aus dem Erfahrungsschatz ihrer Hebammentasche: Wie sie eine Geburt im kleinsten Badezimmer Wiens begleitet, warum sich Frauen nach einem vorangegangenen Kaiserschnitt oft bei ihr melden, wie sie eine werdende Mutter via Skype beim Kinderkriegen unterstützt oder warum eine österreichische Pop-Band die Niederkunft fast sabotiert. Hebamme Margarete ist mit Herz und starken Händen in Wien und Umgebung unterwegs, wenn es mal wieder heißt: „Ruf die Hebamme, Schatzi!“

Vorwort

Die vorliegende Auswahl von Geschichten ist von zahlreichen wahren Erlebnissen, die sich im Laufe des Hebammenalltags von Margarete Wana (geb. Hoffer) abgespielt haben, inspiriert. Doch einiges entstammt der belletristischen Freiheit.

Was Dichtung und was Wahrheit ist, das weiß in den meisten Fällen nur das geborene Baby allein …

Unser großer Dank gilt all den Frauen und Familien, deren berührende Geschichten dieses Buch möglich gemacht haben!

Textbeginn

Auf der Suche nach der verlorenen Selbstbestimmung

Riedau, am 28.2.1952

Liebe Rosi Tante!

Kann Dir endlich die freudige Mitteilung machen, dass Du am Faschingsdienstag um vier Uhr Nachmittag Großtante geworden bist. […] Die Entbindung war streng, weil Bernhard einen großen Kopf hat und breitschultrig ist. Gott sei Dank ging alles gut, bis auf einen kleinen Einriß, der jedoch nicht genäht werden braucht.

Unser Kleiner wird von der Mutterbrust genährt und gedeiht recht gut. Wir alle sind derartig glücklich über ihn. Wir hätten unseren Prinzen ja schon vor einem Monat erwartet, er ließ jedoch lange auf sich warten. Die Wöchnerinnenbetreuung habe ich selbst übernommen. (…)

Liebe Tante, wie geht es dir gesundheitlich, wir hoffen ja das Beste.

Herzliche Grüße und Küsse,

Anni, Josef und Bernhardi

Dieser Brief meines Opas über die Geburt meines Vaters (dem Ältesten von vier Brüdern) zeigt, dass es in den 1950er Jahren noch recht normal war, Kinder zu Hause zu bekommen. Er zeigt auch: Die Geburt an sich, dieses einmalige Erlebnis, ist und bleibt aufregend für die Eltern, egal, wo sie stattfindet: Ob im Krankenhaus, zu Hause, im Wasser, am OP-Tisch oder im Krankenwagen …

Am 19. Dezember 2013 kam unser zweites Kind, ein Bub, im Wohnzimmer bei uns zu Hause auf die Welt. Er hatte mit seinen 4 ½ Kilo, 55 Zentimetern, dem großen Kopf und den breiten Schultern fast dieselben Maße wie sein Großvater mehr als 60 Jahre zuvor. Auch diese Geburt dauerte viele Stunden lang, war zeitweise fordernd. Doch vor allem anderen war sie wunderschön und unaufgeregt.

Nach einer schwierigen ersten Geburt bin ich draufgekommen, wie wichtig Selbstbestimmung und echte Unterstützung ist, wenn man ein Baby bekommt.

Durch Zufall, Glück oder Schicksalsfügung lernte ich Margarete kennen. Die Hebamme, die mich begleitet hat, als ich anfänglich an mir gezweifelt habe. Die mich begleitet hat, als ich Fragen hatte. Die mich begleitet hat, als ich längst schon mittendrin war und nur ein bisschen Zuspruch fehlte. Durch Margarete durfte ich erfahren, was eine selbstbestimmte Geburt ist. Eine solche muss übrigens nicht zu Hause stattfinden, kann auch im Krankenhaus, Rettungswagen, im OP oder Flugzeug passieren.

Im Wochenbett und bei einigen Treffen danach hat Margarete mir manchmal kleine Anekdoten über ihren spannenden Hebammenalltag erzählt. Und ich dachte insgeheim bei mir: Diese lustigen, schrägen, manchmal auch traurigen und immer sehr berührenden Geschichten der Familien, die sie begleiten durfte, sind viel zu wertvoll, um nicht weitererzählt zu werden …

Textauszug

Als sie nach einer Wehe auf einem Polster zusammensackte, hatte ich eine Idee. Ich stellte meinen Geburtshocker in ihrem Badezimmer auf. Das war eine pitzelige Meisterleistung, denn in diesem Bad war es kaum möglich, sich als Einzelperson umzudrehen. Also setzte ich mich auf einen Schemel in die Dusche, positionierte den Gebärhocker samt Marie vor mir, damit sie sich an mich anlehnen und meine Hände drücken konnte, und Bartl saß nun vor uns in der Tür und musste meine Augen ersetzen.

Trotz der Beengtheit – zu Maries rechter Seite war das Klo und links das Waschbecken – ging es nun flott voran. Das merkte ich an der Art, wie Marie die Wehen veratmete, und an Bartl, dessen Mund so wie Maries Muttermund immer weiter aufging. Bald konnte er das Köpfchen sehen und seine Augen füllten sich mit Tränen der Freude. Er rief unentwegt: „Haare, da sind Haare, unser Kind hat Haare!“

Da wir in diesem kleinen Badezimmer auf unseren Posten feststeckten und wir Marie nicht in eine andere Position bringen wollten, war klar, dass der baldige Vater das Kind auffangen musste. Ich bedeutete ihm diesen Umstand mit ein paar Blicken und Bartl verstand. Nach einer langen Wehe und als Marie kräftig ausatmete, glitt das Neugeborene aus ihr heraus direkt in seine Hände. Das rote Tuch, das er sorgsam vorbereitet hatte, war vergessen.

Bartl hielt das kleine Mädchen und kniete vor Marie, weinend und lachend, verbeugte sich vor ihr und legte es ihr unendlich langsam und zart auf den Oberkörper. Dann nahm er Marie in seine Arme und trug die beiden auf die Polsterstadt im Wohnraum. Ich untersuchte Marie, die wieder ganz still geworden war und ihre Tochter begrüßte. Alles war in bester Ordnung, sie musste nicht genäht werden und bald gebar sie auch die Plazenta. Als ich die drei im Morgengrauen verließ, da brannten noch ein paar Kerzen, der Raum war voller Liebe und Hitze, das kleine Mädchen schlief an Maries Busen und Marie in Bartls Armen; erschöpft und glücklich.

Am frühen Abend kehrte ich zum Wochenbettbesuch zurück. Die ältere Dame, die wieder das Kostüm im Muster ihres Hundes trug (oder hatte sie ihren Vierbeiner nach dem geliebten Chanel-Ensemble ausgesucht?), öffnete mir dieses Mal mit einem Lächeln die Türe. Sie zögerte, sagte dann doch etwas. „Wissen‘S, das hätte ich mir auch für die Geburt meiner Kinder gewünscht. Aber damals, da waren ja Spitäler grad so modern, so nobel musste man gebären. Wissen‘S, ich selbst bin auch zu Hause auf die Welt gekommen hier in dem Haus und alle meine drei Geschwister. Ich war heut‘ bei der Marie oben und das Buzzerl ist ja so entzückend. So friedlich haben die es. Wunderbar, gell ja.“ Stimmt, friedlich traf es sehr gut.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort … 9

Die Geschichten

Marie … 13

Diana … 23

Paula … 29

Marcella … 43

Angelika … 59

Rana … 73

Sarah-Beth … 83

Brigitte … 93

Waltraud … 103

Elli … 111

Hilde … 117

Sandor … 125

Lydia … 139

Sue … 149

Nachwort … 161

Und nun? … 165

 

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Judith Leopold

Judith Leopold wurde 1983 in einem Wiener Krankenhaus geboren. Nach einem Kaiserschnitt beim ersten Kind kam sie in der folgenden Schwangerschaft zur Hausgeburt und somit zu HebammeJudith Leopold, Autorin bei edition riedenburg Margarete. Sie hat Komparatistik studiert und lebt mit ihrer Familie in Wien, wo sie seit über zwölf Jahren als Onlineredakteurin im Kulturbereich tätig ist.

Bücher von Judith Leopold

Zu Hause geboren – Die unglaublichen Erlebnisse der Hebamme Margarete (Leseprobe)