Geht’s auch ohne Schule? Auf den Spuren der Freilerner

Im Buch: Erfahrungsberichte von 15 Freilerner-Familien zwischen Schweden und Neuseeland

Autorin: Lini Lindmayer

Erscheinungstermin: August 2016
Umfang: 268 Seiten
Format: 15,5 x 22 cm
Ausstattung: Paperback, zahlreiche s/w-Fotos
ISBN: 978-3-903085-38-1

 

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ISBN eBook: 978-3-903085-39-8

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So ganz OHNE SCHULE – wie geht das eigentlich?

Die Begriffe „Homeschooling“ und „Unschooling“ haben längst Einzug in den heimischen Sprachgebrauch gehalten. Doch was genau steckt dahinter und wie sieht die schulfreie Praxis im Alltag aus?

Lini Lindmayer schreibt aus Erfahrung. Als Mama von fünf Kindern, die weder einen Kindergarten noch eine Schule besuchen, weiß sie, was nötig ist, damit das freie Lernen Spaß macht und keine Langeweile aufkommt. Sie beschreibt eingängig, warum Beurteilungen und Prüfungen die Freude am Forschen und Entdecken verleiden und welche negativen Auswirkungen frühkindlicher Förderwahn und schulische Zwangsbildung haben können.

Bebilderte Praxisbeispiele zeigen, wie das Lernen ohne fremde Lehrer dauerhaft und im eigenen Tempo der Kinder gelingen kann. Dabei werden auch Herausforderungen wie die Angst vor Isolation oder länderspezifische Hürden in Österreich, Deutschland und der Schweiz thematisiert.

Authentische Erfahrungsberichte von 15 Freilerner-Familien – zwischen Schweden und Neuseeland – geben zudem einen bunten Einblick in den Alltag ohne Schule und machen Lust auf wildes, freies Lernen.

Ein Buch für alle kritischen SchülerInnen, Eltern und PädagogInnen, die (noch einmal) in die spannende Welt des Lernens und Entdeckens eintauchen und auf den Spuren der Freilerner wandeln möchten.

Vorwort

•    Wie oft wurde im Zusammenhang mit dem Bildungsthema die Frage gestellt, wie man eine Umgebung schaffen kann, in der sich die heranwachsenden Individuen entfalten und frei und selbstbestimmt lernen können?

•    Wie oft stellte man verwundert fest, dass bei den meisten Kindern die Freude am Lernen bald nach Schulbeginn verlorenging und einem generellen Desinteresse wich?

•    Warum scheint sich kaum jemand daran zu stören, dass die eigentlichen Stärken eines Kindes missachtet, seine Schwächen aber hervorgehoben und extra behandelt werden?

•    Wie sollen der Wert und die Vielfalt einer Gesellschaft erhalten werden, wenn sich nur mehr durchschnittliche, sich ähnelnde Menschen darin bewegen, welche zwar von allem etwas können, aber nichts wirklich?

•    Muss Lernen wirklich erst gelernt werden? Braucht Lernen tatsächlich Förderung und Animation, um überhaupt in Gang zu kommen? Braucht es Unterricht, Belehrung und Beurteilung? Oder lernt jedes Individuum von Geburt an ganz selbstverständlich?

•    Wie kann ein Kind ohne Schule und Unterricht überhaupt lernen? Wie muss man sich das vorstellen?

Das alles sind Fragen und Themen, mit denen sich mein Buch intensiv auseinandersetzt und gleichzeitig Einblicke in das freie und selbstbestimmte Lernen bietet. Wichtig dabei ist jedoch der Aspekt, dass dieses Lernen nicht zwangsläufig ein Leben ohne Schule bedeuten muss. Auch wenn es de facto nur sehr wenige sogenannte alternative oder freie Schulen gibt, welche freies und selbstbestimmtes Lernen wirklich ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es mir nicht rein um das Lernen im Schulalter des Kindes geht, sondern um das Lernen generell. Lernen ist nichts Abgetrenntes, nichts, was sich in Schubladen einteilen lässt. Lernen ist ein fortlaufender Prozess, der bedauerlicherweise durch äußere Maßstäbe, Richtlinien und strikte Trennungen (Kindergarten und Schule, Fach A und Fach B) permanent unterbrochen und durch Beurteilung und Einteilung in Leistungsgruppen negativ beeinflusst wird.

In Anbetracht der Tatsache, dass wirkliche Bildungsfreiheit – die in europäischen Ländern angeblich gegeben ist – anders aussieht und der Bildungsstand in etlichen Ländern anscheinend einen Tiefpunkt erreicht hat, erschien es mir wichtiger denn je, ein Buch zu verfassen, welches sich fernab herkömmlicher Bildungsdiskussionen mit dem Thema Lernen auseinandersetzt.

Es wird sich an der Gesamtsituation nichts ändern, solange Entscheider an der Überzeugung festhalten, das heranwachsende Individuum sei ohne entsprechende Anleitung und zwanghafte Formung unfähig und unwillig. Das aber werden sie weiter tun, weil ein derartiges Bildungssystem Bildungsunterschiede und soziale Abgrenzungen innerhalb einer Klassengesellschaft etabliert.

Veränderung aber kann nur dann geschehen, wenn wir bereit sind, einen Blick dahin zu werfen, wo das Offensichtliche verborgen liegt: Lernen ist einfach!

Textauszug

•    Was würde geschehen, wenn wir einmal all diese irrwitzigen Ideen von Begabung und notwendiger Förderung wie auch Beurteilung und Belehrung links liegenlassen würden?

•    Was würde geschehen, wenn wir uns einmal nicht von Tabellen und Richtlinien den Kopf verdrehen lassen würden und einfach nur das nehmen, was ist?

Zunächst einmal würde uns das enorm schwerfallen. Schließlich ist es in unserer Gesellschaft üblich, dank immer besseren Ultraschalls bereits während der Schwangerschaft ziemlich genau über das Baby Bescheid zu wissen. Statt gänzlich unvoreingenommen in die Eltern-Kind-Beziehung zu gehen, herrschen ganz bestimmte Erwartungen vor. Man hat ein Bild vor Augen – das dann mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit von der Realität nicht (gänzlich) bestätigt wird. Aber es ist vorhanden. Es wirkt und bewirkt.

Tabellen, Maßstäbe und Erwartungen zu ignorieren ist nicht einfach, aber es würde dazu führen, das Kind zu sehen, wie es ist. Mit all seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten, mit seinen Eigenheiten und seiner ganz individuellen, persönlichen Entwicklung. Auch wenn man es anfangs vielleicht nicht glauben mag, würde dieses Fehlen von jeglichen Erwartungen es viel einfacher machen, wirklich zu vertrauen und dieses Vertrauen ins Kind als Haltung im Umgang miteinander zu leben und weiterzugeben.

Es würde dazu führen, dass man Neigungen und Interessen – ohne jegliche Erwartungshaltung – begegnen könnte. Statt diese dem Kind auf Anhieb wieder auszureden oder gleich den nächsten Superstar vor sich zu sehen, könnte man sie einfach als das nehmen, was sie sind. Ob sie auch weiterhin Bestand hätten oder nicht, wäre unwichtig.

Ebenso irrelevant wäre es, ob das Kind nun schnell oder langsam vorwärts schreiten würde, ob es intensiv oder nur flüchtig ausprobieren und wie lange es bei einer Sache verweilen würde. Letztendlich würde es bedeuten, sich mit dem Kind wirklich im Augenblick zu bewegen und sich an seiner Entwicklung erfreuen zu können, statt ständig angstvoll zehn Schritte in die Zukunft zu denken. Wertigkeiten wären plötzlich irrelevant. Statt besser oder schlechter, statt begabt oder unbegabt und bis zur Nasenspitze kategorisiert, wäre man einfach man selbst. Ganz einzigartig und alleine aus diesem Grund schon etwas Besonderes. Etwas Besonderes ohne besonderen Status.

Utopisch? Nicht durchführbar? Ein naiver, realitätsferner Traum? In einer leistungsorientierten Gesellschaft allemal. Einer Gesellschaft, die es gewohnt ist, ständig einzuteilen, zu beurteilen und zu kategorisieren.

*** Erfahrungsberichte (Auszug) ***

Sigrid (45), 2 Kinder (10, 7)

[…] Eines ist klar: Die Tage sind fast immer zu kurz, um all das unterzubringen, was unsere Söhne gerade begeistert. Da wird es schon einmal spät, bevor es am Abend erfüllt von den Tätigkeiten des Tages ins Bett geht. Was für ein Glück, sich am nächsten Tag ausschlafen zu können, um dann ausgeruht wieder dort weiterzuspielen, wo man am Vorabend aufgehört hat.

Eine Frage, die in Gesprächen über unseren Alltag immer wieder einmal auftaucht: Wie kann man sich das denn leisten? Würden wir hier gleich eine Antwort liefern, würden wir die entscheidende Frage, die zuerst gestellt und beantwortet werden muss, vergessen: Will ich mir das ‚leisten’? Sollte ich diese für mich mit einem Ja beantworten können, werden sich Möglichkeiten ergeben, diese Art des Zusammenlebens umzusetzen. Wir benötigen in erster Linie nicht Geld, sondern Zeit und Energie, um unsere Söhne auf diese Weise im Leben zu begleiten. Zeit und Energie stehen jedem jederzeit zur Verfügung – die nächste Frage ist also: Wie organisiere ich meinen Alltag, damit auch die notwendige Erwerbsarbeit ihren Platz hat? Hier sind wir auch als Gesellschaft gefordert: Schaffen wir es, uns aus dem Hamsterrad von Arbeit und Konsum zu befreien, um wieder Zeit und Muße für Beziehungen mit Menschen jeden Alters zu haben?

Astrid Lindgren schreibt in ihrem Buch „Das entschwundene Land“ – es handelt von der Liebes- und Lebensgeschichte ihrer Eltern: „Zweierlei hatten wir, das unsere Kindheit zu dem gemacht hat, was sie gewesen ist: Geborgenheit und Freiheit.“ Und weiter: „Wir spielten und spielten und spielten, sodass es das reine Wunder ist, dass wir uns nicht totgespielt haben.“

Diese Worte sprechen mir aus der Seele. Sie decken sich mit den Erfahrungen, die wir im gemeinsamen Wachsen mit unseren Söhnen machen dürfen.

Heute gehen wir den Weg des Frei-Sich-Bildens unserer Söhne ganz selbstverständlich. Wir haben gelernt auf Fragen einzugehen und teilen gerne unsere Erfahrungen mit Menschen, wenn sie das wollen.

In den Anfängen, selbst noch unsicher, war es immer wieder eine Herausforderung, mit Einwänden in Bezug auf das Leben mit unseren Söhnen umzugehen. Doch nach mittlerweile zehn Jahren ist unser Vertrauen in diese eigentlich selbstverständliche Art des „Sich ein Bild von der Welt Machens“ durch nichts mehr zu erschüttern.

Inhalt

Vorwort … 7

Faszination Lernprozess … 11

Was ist Lernen? … 14

Aber es will doch beschäftigt werden! … 16

Aber es hat doch Freude daran! … 18

Vertrauen in das Kind und seine Entwicklung … 19

Kinder: kein Kunstwerk der Eltern … 21

Leben heißt lernen … 22

Die Idee von Förderung – einmal anders betrachtet … 27

Lernen muss erst einmal gelernt werden. Tatsache? … 30

Förderwahnsinn … 31

Be“spaß“ung … 34

Erfolgversprechendes Förderprogramm? … 36

Mit Druck zum Erfolg … 39

Bildungssystem und Förderwahn … 43

Völlig sich selbst überlassen? … 45

Vom Wert des Scheiterns … 48

Sein lassen … 49

Lernen nach Lust und Laune? … 53

„Aber es muss doch lernen …“ … 54

Lernen durch Spielen … 55

Beurteilung: wenn die Freude am Tun zur Leistung wird … 59

Natürlich oder anerzogen? … 61

Warum beurteilen wir? … 62

Wertschätzung und Anerkennung: das eigentliche LOB … 64

Beurteilung als (Über)Lebenselixier? … 66

Der wertende Umgang und seine Folgen … 67

Notwendige Beurteilungen? … 69

Lernen? Aber bitte richtig! … 72

Ja, aber … 74

Ob Lob oder Tadel: kein Unterschied … 76

Die Sache mit der Begabung … 79

Was ist Begabung? … 81

„Das liegt dir einfach nicht.“ … 84

Begabung: die Idee vom Besonderssein … 87

Neigung, Training, Perfektion … 90

Entwicklung in einer leistungsorientierten Gesellschaft … 94

Wo findet Bildung statt? … 99

„Allgemeinbildung“ und die Qualität des Lernens … 100

Auf dem Weg zu qualitativ hochwertiger Bildung … 103

Was für Erwachsene gut ist, kann Kindern nicht schaden. Oder? … 104

Die Angst vor zu viel Freiheit … 106

Krank durch Beschulung … 107

Ein Kind weiß doch noch gar nicht, was gut und richtig für es ist! … 108

Traditionelle Beschulung: am Kind vorbei … 111

Muss Schule sein? … 115

Die Traumschule: Gleichberechtigung, Bildungsfreiheit, Motivationsschub? … 116

Aufbewahrungsstätte statt Bildungseinrichtung … 117

Länger, intensiver, früher … 119

Bildungsdebatten und Prüfungswahn … 121

Ohne Schule geht nichts? … 124

Freies Lernen … 129

Vom Exotismus zum Normalfall? … 130

Eine lebendige Umgebung schaffen … 132

Soziales Lernen ermöglichen … 136

Ausgrenzung vermeiden … 141

Konfliktmanagement erlernen … 143

Kinder brauchen doch Kinder! … 145

Das Leistungssystem und seine Auswirkungen … 149

Das Streben nach Perfektion … 151

Schule und Noten: Lernen im Leistungssystem … 153

Überprüfung: zwischen Kontrolle und Selbstkontrolle … 155

Leistungsgesellschaft gleich Klassengesellschaft … 158

Zielobjekt: die klassenlose Gesellschaft … 161

Leben ohne Schule … 163

Herausforderungen … 165

Vertrauen, Zutrauen, Zulassen und Zurückhalten … 165

Individuelle Lernwege … 168

Glaubenssätze … 171

Elternrolle und elterliche Verantwortung … 175

Legalität … 179

Formen freien Lernens: Von Homeschooling bis Unschooling … 180

Homeschooling nach Lehrplan öffentlicher Schulen … 181

Homeschooling nach alternativen pädagogischen Konzepten … 183

Zwischen Home- und Unschooling … 184

Unschooling … 185

Learning by doing: Freies Lernen im Alltag … 187

Kinder im Garten … 188

Von der Bedeutung des Spiels … 190

Die Angst vor Isolation … 193

Länderspezifika … 195

Ein Blick nach Österreich … 196

Ein Blick nach Deutschland … 202

Ein Blick in die Schweiz … 205

Nachwort … 209

Erfahrungsberichte … 213

Hilfreiche Literatur … 264

 

Lini Lindmayer

Lini Lindmayer wurde 1984 geboren. Die fünffache Mutter ist Autorin, Bloggerin und Familienbegleiterin zu den Themen authentisches Elternsein, windelfrei sowie Lini Lindmayer, Autorin bei edition riedenburgnatürliches Aufwachsen und Lernen.

Sie beschäftigt sich mit allen Aspekten des freien, unabhängigen und selbstbestimmten Lebens. In ihren außergewöhnlichen Publikationen zeigt sie auf, dass es viele verschiedene Möglichkeiten und Wege gibt – und dass erst all diese Wege die Vielfalt unseres Lebens ausmachen.

Wenn Lini nicht gerade unterwegs ist, lebt sie mit ihrer Familie in einem kleinen Haus mit großem Selbstversorgergarten.

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