Wackelzahnpubertät und Corona-Krise: So können wir Kinder mit Zahn-Entwicklungsschüben liebevoll begleiten

Das neue Buch „Nicht mehr klein und noch nicht groß“ der Berliner Bloggerin Andrea Zschocher („Runzelfüßchen Blog“) nimmt die verschiedenen Phasen des Zahnwechsels aus Elternsicht Autorin Andrea Zschocher schrieb "Nicht mehr klein und noch nicht groß"genau unter die Lupe

Im folgenden Text bezieht die Autorin zur aktuellen gesellschaftlichen Lage Stellung.

***

Gerade bekommen irgendwie alle Aufmerksamkeit, nur unsere Kinder nicht. Natürlich schenken wir Eltern ihnen Aufmerksamkeit, aber so global gesprochen ist es eher ruhig. Da ist der Fokus nicht auf Kindern, sondern auf allem anderen.

Bei vielen Kindern steht nun die Einschulung bevor und alles ist anders als gedacht. Die Vorfreude auf die Schule, das Abschiedsfest aus der Kita, all das findet nicht statt. Das ist für Wackelzahnkinder schwer zu verstehen, denn eingeschult wird man nur einmal im Leben. Statt geliebter und Sicherheit bietender Routine werden unsere Wackelzahnkinder jeden Tag mit neuen Unsicherheiten konfrontiert, weil nicht klar ist, wie es überhaupt weitergeht.

Wenn die Vorschüler*innen in die Kita gehen dürfen, dann finden sie dort auch nicht den bekannten Alltag wieder. Alle Vorbereitung Zuhause nützt nichts, weil gerade Wackelzahnkinder dazu tendieren, alles besser zu wissen. Weil sie sich plötzlich ganz groß und fast schon erwachsen fühlen, eigene Entscheidungen treffen wollen. Das ist typisch für die Wackelzahnpubertät, daran hat auch Corona nichts geändert.

Der ganze Alltag hat sich für Familien verändert, der Wunsch nach Normalität ist groß. Aber wir Erwachsenen können einordnen, was passiert, wir sind rational. Unsere Wackelzahnkinder jedoch sind genau in dieser Phase, in der sie wachsen und gleichzeitig groß und klein sein wollen. Sie brauchen unseren Halt und unsere Rückversicherung, dass wir immer für sie da sind. Und gleichzeitig wollen sie ihre Verunsicherungen gar nicht mehr unbedingt mit uns teilen.

Gerade im Moment sind unsere Wackelzahnkinder unfassbar wütend, weil sich so viel ändert. Wer kann es ihnen verübeln? Deswegen müssen wir sie umso intensiver durch diese Zeit begleiten. Sie brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit und müssen merken, dass wir Eltern sie mit all ihren zwiespältigen Gefühlen wahrnehmen. Wir sehen die Wut, wir sehen die Angst, wir sehen den Schmerz. Auch wenn es vordergründig nur nach Geschrei und schlechter Laune aussieht. Was die Kinder außerdem brauchen: Dass wir ihnen unser Vertrauen schenken, dass sie sich, im Rahmen ihrer und unserer Möglichkeiten neu entfalten können. Dass wir ihnen neue Aufgaben übertragen, an denen sie wachsen können. Denn dadurch, dass sie elterliches Zutrauen spüren, werden sie selbstsicherer und auch ein bisschen gelassener.

Unsere Vorschulkinder haben viele Fragen über die Schule, wir Eltern aber nicht alle Antworten. Oft wissen wir selbst nicht, was wann passieren wird. Wird es eine Einschulungsfeier geben? Wird im neuen Schuljahr alles wieder so sein wie die Wackelzahnkinder es kennen? Die Antworten darauf kann momentan niemand geben. Unsere Kinder fühlen sich in der aktuellen Situation hilflos, und das macht sie wütend. Sie werden laut und sind auf der Suche nach Streit. Oder sie sind plötzlich wieder extrem anhänglich und behaupten, Dinge, die sie bereits sehr gut konnten, plötzlich nicht mehr zu beherrschen. Sie brauchen uns Eltern als ihre Rückversicherung, als Fels in der Brandung. In diesen unsicheren Zeiten sind wir die Konstante, weswegen es wichtig ist, dass wir verlässlich handeln.

In jeder Familie gibt es bestimmte Regeln. Und die sollten auch in Zeiten von Corona verlässlich gelten. Eltern sollten nicht, bloß weil sie müde sind und keine Lust auf Diskussionen haben, plötzlich Dinge erlauben, die sonst verboten waren. Gerade jetzt ist es für Wackelzahnkinder besonders wichtig, an bestimmten Gewohnheiten festzuhalten, weil genau die ihnen jetzt Sicherheit geben. Natürlich sind wir Eltern am Limit. Aber wir müssen uns trotzdem die Zeit nehmen, unsere Wackelzahnkinder zu fragen, was sie gerade beschäftigt. Wir müssen unseren Kindern wirklich zuhören. Es geht nicht darum, dass wir eine Lösung für sie finden, sie müssen nur wissen, dass sie mit allem zu uns kommen können und wir ihnen immer zuhören.

Das Zuhören ist für alle wichtig. Denn einmal mehr erkennen wir Eltern, wie schlau unsere Wackelzahnkinder sind. Diese Gespräche helfen auch dabei, durchzuatmen und uns darauf zu besinnen: Alles wird gut. Weil unsere Kinder ganz wunderbare Kinder sind, die, mit unserer Liebe und Unterstützung, alles meistern werden. Auch wenn sie selbst ab und zu zurzeit daran verzweifeln.

***

Andrea Zschocher ist Mutter und Autorin des Buches „Nicht mehr klein und noch nicht groß“ zur Wackelzahnpubertät, erschienen bei edition riedenburg Salzburg.

Ausführliche Informationen und Leseprobe unter:

https://www.editionriedenburg.at/buecher/themen-fuer-erwachsene/aufklaerung-pubertaet/nicht-mehr-klein-und-noch-nicht-gross-liebevolle-ratgeber-wackelzahnpubertaet/

148 Seiten Paperback, ISBN 978-3-99082-043-8, EUR 19,90 (D)